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Spelles Trainer Tobias Harink im Interview: Die Liga wird so stark sein wie lange nicht

Das Foto zeigt Tobias Harink. Foto: Uli Mentrup
Das Foto zeigt Tobias Harink. Foto: Uli Mentrup

Spelle. Seit knapp sechs Wochen ist Trainer Tobias Harink beim Fußball-Oberligisten SC Spelle-Venhaus im Amt. Mit den Bedingungen beim SCSV und der Vorbereitung ist er vor dem Punktspielstart am Freitag beim Aufsteiger SV Wilhelmshaven zufrieden. „Wir nehmen ein gutes Gefühl mit in die Saison“, erklärt er im Interview.

Regionalligaabsteiger Spelle muss nach Harinks Einschätzung von Anfang an eine gute Mischung aus Selbstvertrauen und Demut hinbekommen. Der 33-Jährige erwartet viele enge Spiele: „Die Liga wird so stark sein wie lange nicht!“

Du bist sechs Wochen Trainer beim SC Spelle-Venhaus. Wie sind deine Eindrücke?

Rundum sehr positiv. Die Atmosphäre ist super. Vorab hatte ich schon viel vom Verein gehört. Das ist übertroffen worden. Wir sind super aufgenommen worden von der Mannschaft, vom Trainer- und Betreuerteam, vom Verein und von den Zuschauern, die schon einigen Kontakt zu uns hatten. Das macht Lust auf mehr.

Wie groß ist der Unterschied zwischen deiner vorherigen Trainerstation bei der U19 von Preußen Münster und der beim SCSV?

Allein durch den Altersunterschied der Spieler ergeben sich Veränderungen. Als U19-Trainer hatte man auch ein Stück weit einen Erziehungsauftrag. Jetzt sind Umgangsweise und der Ton ein bisschen anders. Sonst ist vieles gleich geblieben, auch vom Training, von der Spielvorbereitung und -nachbereitung. Ich bekomme vermehrt Rückmeldungen von Spielern. Das macht es interessant. Der Sprung in den Seniorenbereich, das kann ich nach sechs Wochen sagen, macht Spaß. Hier in Spelle läuft alles sehr strukturiert ab. In Münster war ich als Trainer auch noch ein bisschen Teammanager und zu großen Teilen für die Kaderplanung zuständig. In Spelle wird mir viel abgenommen. Das macht es einfacher, sich auf das Training, die Spiele, den Fußball insgesamt zu fokussieren

Wie fällt dein Fazit nach der Vorbereitung mit sechs Tests und dem Pokalspiel beim VfL Oldenburg aus?

Wir sind sehr zufrieden. Die Trainingsqualität ist gut, die Jungs ziehen super mit. Sie sind sehr offen für neue Inhalte. Aber die Testspiele haben auch gezeigt, dass wir noch Schwächen haben, viele Torchancen zulassen wie etwa beim Pokalspiel in Oldenburg. Da standen wir in der zweiten Halbzeit nicht mehr so sicher, haben ein paar Dinge leichtfertig umgesetzt. Die Trainingsbeteiligung hätte sicherlich etwas höher sein können. Aber das Positive überwiegt. Wir nehmen ein gutes Gefühl mit in die Saison.

Was zeichnet deine Mannschaft aus, wo muss sie sich noch verbessern?

Stimmung und Atmosphäre sind gut. Die Mannschaft ist leistungsorientiert. Im Training geht es richtig zur Sache. Jeder bringt sich ein, übernimmt Verantwortung. Wir haben große Fortschritte im Spiel mit dem Ball gemacht. Insgesamt ist es eine relativ komplette Mannschaft, die in allen Spielphasen Stärken hat und von der Mentalität her auf der Höhe ist. Dennoch müssen wir uns in allen Spielphasen verbessern. Das wird ist ein Prozess.

Wie passen die Neuen beim SCSV?

Man hat schon nach einer Woche festgestellt, dass die Neuzugänge super reinpassen. Wir haben auch auf deren Charakter geachtet, keine Spieler geholt, die nicht zur Mannschaft und zum Verein passen. Markus Schütte hat einen super Job gemacht. Die Neuen haben sich schon ein Standing in der Mannschaft erarbeitet. Sie bringen uns voran.

Wie würdest du die Speller Spielweise beschreiben?

Wir wollen einen hohen Anteil an Ballbesitz, verschiedene Optionen haben hinten raus zu spielen. Im letzten Drittel wollen wir gute Lösungen finden. Das hat in Ansätzen schon gut geklappt. Aber wir müssen weiter arbeiten. Wenn wir hinten rausspielen, müssen wir noch besser zum Tor durchkommen. Da hakt es noch. Die Spielweise beruht auf viel Mentalität. Wir wollen auf dem Platz eine eklige Mannschaft sein, viel laufen, viele Zweikämpfe und zweite Bälle gewinnen. Das haben die Spieler schon weitestgehend verinnerlicht.

Wie sind die Abläufe im Trainerteam geregelt?

Bei uns gibt es nicht den, der alles alleine macht, alles entscheidet. Ganz im Gegenteil. Henry (Hupe) und Marius (Kattenbeck) bekommen ganz viel Verantwortung. Auch Johann (Benner) mit Unterstützung von Alex (Moll) im Bereich des Torwarttrainings arbeitet eigenständig. Jeder hat seine Verantwortungsbereiche. Wir teilen uns das Training gut auf. Ich gebe ein Thema vor und übernehme Teile des Trainings, die Co-Trainer planen und führen zu gleichen Teilen die Übungen durch. Henry kümmert sich um die Spielanalyse. Da hat er große Stärken. Marius gibt viele Impulse, weil er Mannschaft und Verein kennt. Er kann die Mannschaftführung gut einordnen. Bei uns passt es fachlich und menschlich, alle sind zuverlässig.

 Welche Teams erwartest du im Vorderfeld der Tabelle?

Die Liga wird so stark sein wie lange nicht, das habe ich schon von verschiedenen Seiten gehört. Man muss sich nur die Veränderungen in den Kadern ansehen, welche Neuzugänge präsentiert werden. Die zweite Mannschaft von Eintracht Braunschweig, Wilhelmshaven oder Verden sind keine typischen Aufsteiger. Sie haben Ambitionen. Ich glaube, vorn wird es ein relativ breites Feld geben. Die Teams, die schon vergangene Saison dabei waren, Bersenbrück, Delmenhorst auch Hildesheim oder Rehden. Schöningen hat viel investiert, Meppen ist stark. Insgesamt ist die Liga sehr ausgeglichen.

 Welches Saisonziel hat der SC Spelle-Venhaus?

Wir wollen uns nach oben orientieren und ambitioniert sein, ohne uns auf einen konkreten Tabellenplatz festzulegen. Für uns ist wichtig, dass wir von Anfang an die Kombination aus Selbstvertrauen und Demut hinbekommen. Selbstvertrauen, weil wir wissen, dass wir eine sehr gute Mannschaft haben und das positive Gefühl aus der Vorbereitung mitnehmen. Auf der anderen Seite wissen wir, dass sich mit Ausnahme von Emden die Absteiger immer schwer getan haben und es Vereine gibt, die viel Geld investieren, um aufzusteigen. Wir haben weitere Ziele: Die gute Atmosphäre in der Mannschaft behalten, auch wenn es mal nicht läuft oder wenn es unzufriedene Spieler gibt. Wir wollen die Zuschauer begeistern, sie zum Platz holen und mit ihnen eine Einheit bilden. In Oldenburg waren schon einige dabei. Wir freuen uns über jeden Einzelnen, der uns daheim und auswärts unterstützt.

Text: SC Spelle-Venhaus