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Nach dem Schock der Stunde der Wintervögel des NABU

Rotkehlchen (Erithacus rubecula). Foto: NABU/CEWE/Rolf Mueller
Rotkehlchen (Erithacus rubecula). Foto: NABU/CEWE/Rolf Mueller

Emsland/ Grafschaft Bentheim. Der Schock der Ergebnisse der diesjährigen NABU Stunde der Wintervögel, Deutschlands größter Naturschutz-Mitmachaktion, sitzt noch tief bei vielen Vogelfreunden: Bei der Zählung Anfang Januar waren „durchgängig wesentlich weniger Vögel in den Gärten der Städte und Dörfer gezählt worden als in den Vorjahren; über einen längeren Zeitraum gesehen ist es sogar ein dramatischer Trend, der sich sogar bei eigentlich häufigen Arten wie Kohlmeise, Blaumeise, Grünfink, Dompfaff und Kleiber zeigt“, ist Hanna Clara Wiegmann von der NABU-Regionalgeschäftsstelle Emsland/ Grafschaft Bentheim alarmiert: „Die meisten Arten hatten zweistellige Einbrüche, bei der durch das Usutu-Virus geschwächten Amsel ging es in Niedersachsen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 40 Prozent in den Keller.“

Für diese Entwicklungen dürften, so vermutet die NABU-Regionalgeschäftsstelle Emsland/ Grafschaft Bentheim, mehrere Ursachen verantwortlich sein. „Klar ist aber, dass dem trocken-heißen Sommer, der drastisch auf den spürbaren Klimawandel hinweist, der heftige Rückgang an Insekten als Nahrungsquelle für die Vögel, der Verlust an samentragenden Pflanzen auf Brachen und Wegrändern, die Überbauung immer weiterer Flächen auch in Siedlungsbereichen, wo einst artenreiche, große Gärten durch gepflasterte Flächen mit seelenlosem Abstandsgrün ersetzt werden und der Rückgang von Hecken, heimischen Bäumen und Feldgehölzen eine unheilvolle Melange ergeben, die den Piepmätzen das Lebens schwer macht!“, erläutert die NABU-Mitarbeiterin, die den schleichenden Rückgang beobachtet und nun darauf hinweist, dass er erheblich an Tempo zugelegt hat. „Wir können heute nicht seriös vorhersagen, ob wir in wenigen Jahren noch Rotkehlchen oder Singdrossel mit ihren herrlichen Liedern werden hören können – aber auch das gehört zur Lebensqualität!“

Deshalb hofft die NABU-Regionalgeschäftsstelle Emsland/ Grafschaft Bentheim, „dass nun viele Menschen den Weckruf gehört haben und sich sagen: Jetzt packen wir´s an! Unser Garten soll zum Vogelparadies werden! Auch Spatz, Heckenbraunelle, Buntspecht und andere gehören zu uns, zu unserem Garten! Machen wir ihn zu einer Arche für die Gefiederten – und damit zugleich für viele andere Tiere und Pflanzen sowie uns!“

Der NABU als größter Naturschutzverband mit mehr als 133.000 Mitgliedern in Niedersachsen, der auf eine lange Tradition gerade auch im Vogelschutz zurückblicken kann und dort seine Wurzeln hat, steht allen Interessierten zur Seite: „Selbst der kleinste Garten, ja, sogar Terrasse, Balkon oder Fensterbrett können für die Gefiederten einladend hergerichtet werden – durch eine Vielzahl von Maßnahmen, die allesamt Spaß machen und sehr schnell kleine Erfolge zeigen werden, wenn plötzlich Vogelarten auftauchen, die dort vorher nicht beobachtet wurden“, macht Hanna Clara Wiegmann Mut.

„Je vielgestaltiger ein Lebensraum ist, gerade auch ein Garten, desto attraktiver ist er für die Vogelwelt – immer im Zusammenspiel mit anderen Tieren und Pflanzen. Ein uniformer, ausgeräumter, gepflasterter Garten mit einigen langweiligen Immergrünen und Nagelscherenrasen wird niemals an einen Garten mit Blumenwiese, Stauden, insektenfreundlichen Pflanzen, beerentragenden Sträuchern und einem kleinen Teich, einer Fassadenbegrünung und Nisthilfen heranreichen“, sagt sie. „Und für jedes kleine Tun gibt es stets reichen Lohn – durch neue Vogellieder“, freut sich die Naturschützerin.

Auch einer artgerechten Winterfütterung – „dadurch bekommen viele Menschen Zugang zur Vogelwelt und lernen viele Arten kennen“ – und einem bunten Angebot an Nisthilfen komme eine große Bedeutung zu. Dazu zählten auch Nistkästen, die neben den gängigen Meisen- und Starenkästen vielen Menschen kaum bekannt seien, etwa für den Zaunkönig, den Kleiber oder den NABU Vogel des Jahres 2025, den Hausrotschwanz, der ebenso wie Gartenrotschwanz, Grauschnäpper und andere gern Nischenbrüterkästen annimmt. „Noch ist es Zeit, selbst Nistkästen zu bauen oder geeignete im Fachhandel zu kaufen“, weist Wiegmann auf die Zeit bis zum Brutbeginn vieler Vogelarten hin, „aber bis Mitte März sollten sie alle aufgehängt sein!“

Der NABU hofft, dass nun viele kleine und große Vogelarchen im Emsland und der Grafschaft Bentheim entstehen werden. „Alle können dazu beitragen, den ‚Stummen Frühling‘ ein kleines Stückchen fernzuhalten“, ruft NABU-Mitarbeiterin Wiegmann auf: „Auf, dass uns die Poesie des abendlichen Amselgesangs nie abhanden komme …!“

Die NABU-Regionalgeschäftsstelle Emsland/ Grafschaft Bentheim hat dazu ein umfangreiches Info-Paket zusammengestellt. Es umfasst die ausführliche Bauplansammlung für Nisthilfen aller Art, die Broschüren „Vögel im Garten“, „Gartenlust“ und eine Broschüre zur artgerechten Winterfütterung und kann angefordert werden bei  der NABU-Regionalgeschäftsstelle Emsland/ Grafschaft Bentheim, Stichwort „Vogelparadies“, Haselünner Straße 15, 49716 Meppen, gegen Einsendung von 10 Euro. Ebenfalls hat die NABU-Regionalgeschäftsstelle Emsland/ Grafschaft Bentheim jeden Montag von 15- 17 Uhr, jeden Dienstag von 9 bis 12 Uhr und nach Absprache für Sie geöffnet. Hier finden Sie ebenfalls eine Nistkastenausstellung, die die unterschiedlichen Behausungen für unsere gefiederten Gartenbewohner vorstellt. Lassen Sie sich inspirieren!

Text: NABU-Regionalgeschäftsstelle Emsland/ Grafschaft Bentheim